Ich bekomme bei dem Kommentar leider das Gefühl, die Fragen an Kwasny dienen dem Autor nur dazu, die Nutzung des Wortes zu verteidigen. Die Zwischenüberschrift zitiert er z.B. die Aussage zum vermeintlichen Verbot. Dass sie aus heutiger Sicht die Nutzung des Worts im Lied fragwürdig findet bleibt hingegen eine Randnotiz.
Wenn ich einen Kommentar über mögliche rassistische Komponenten im Wort “Indianer” schreiben würde, würde ich die Betroffenen fragen, wann sie die Nutzung als rassistisch empfinden würden. Ich bin überzeugt, die befragte Kwasny hätte weit differenzierte Antworten geben können. So wirkt es auf mich, als vereinfache die Fokussierung auf ein “Verbot” das ganze Thema auf eine Ja/Nein-Frage.
Wie gesagt, ich finde es gut, dass Betroffene befragt wurden. In welchem Kontext “Indianer” für diese angemessen ist, weiß jetzt trotzdem nicht. Ich weiß lediglich, dass es aus deren Sicht nicht “verboten” werden soll. Deshalb nur bedingt hilfreich für mich.
Aber ist das nicht gerade bezeichnend für diese Wort-Debatten, dass selbst die tatsächlich Betroffenen keine Schwarz-Weiß-Antworten geben?
Du schreibst am Anfang ganz treffend:
Das Wort selbst ist nicht Rassistisch. Rassistisch sind die Denkweisen jener, die es in gewisser Art und Weise nutzten.
Die Kernaussage für mich aus dem Artikel ist, dass es statt Ja/Nein letztlich wieder mal auf den Kontext ankommt. Einerseits hat man rassistisch denkende Menschen, die Worte wie “Indianer” aber bspw. auch “Türke” oder “schwul” als Ausdruck ihrer Menschenverachtung nutzen. Andererseits hat man sehr toleranzsensibilisierte Menschen, die zur Vermeidung etwaiger Diskriminierung regelmäßig Worte wie “Indianer” oder “Eskimo” endgültig aus ihrem Wortschatz verbannen. Ich verstehe den Artikel so, dass der Begriff - je nach Kontext und Intention des Sprechers natürlich - trotz dieser beiden Extrempole in der Sprache gebraucht werden kann, ohne zwingend rassistisch zu sein, wie ich es beispielsweise bei “N***a” oder beim für mich ausschließlich homophoben “Schwuchtel” sehen würde.
Die Kernaussage für mich aus dem Artikel ist, dass es statt Ja/Nein letztlich wieder mal auf den Kontext ankommt.
Und für mich bleibt die Folge dieser Aussage viel zu sehr auf der Strecke.
Der Artikel stellt zwar Wortreich fest, dass Indianer und Eskimo an sich nicht rassistisch sind, der Kontext in dem es so sein könnte wird allerdings nur kurz angeschnitten. Kwasny sagt, dass sie das vom Humboldt-Forum thematisierte “Oberindianer” heute so nicht mehr verwenden würde, aber es wird überhaupt nicht auf ihre Gründe eingegangen. Und für das “Märchen vom despektierlichen Eskimo” gibt es zwar eine linguistische Erklärung, aber keine Einordnung ob dieses semantische Missverständnis wirklich der ausschlaggebende Ursprung rassistischer Ressentiments gegenüber den Betroffenen ist.
Deshalb finde ich den letzten Satz des Kommentars auch ziemlich ironisch. Denn während der Autor anderen vorwirft, ihre Handlungen würden Betroffenen nicht helfen sondern dienen eher der Selbstdarstellung, hilft mir sein Beitrag ebenso wenig, diese besser zu verstehen, sondern wirkt durch diesen Abschluss wie eine persönliche Abrechnung mit den “antikolonialistischen Abendländern”.
Der Artikel stellt zwar Wortreich fest, dass Indianer und Eskimo an sich nicht rassistisch sind, der Kontext in dem es so sein könnte wird allerdings nur kurz angeschnitten.
Aber liegt das nicht vielleicht auch daran, dass der Kontext mit den tatsächlichen Begriffen nix zu tun hat, sondern mit der Denkweise desjenigen? Sprich: rassistisch werden die Begriffe erst durch denjenigen, der sie rassistisch verstanden haben möchte.
Wie ich mit dem “Türke”-Beispiel probiert habe zu illustrieren, würde so jemand das auch in einer Art nutzen, dass sich ein türkischstämmiger Mensch zu Recht beleidigt/herabgewürdigt fühlen würde. Für einen normalen Menschen ist das jedoch ein ganz normales Wort und wird entsprechend genutzt - und derjenige würde sich dadurch überhaupt nicht beleidigt fühlen.
Und für das Verhalten von Rassisten brauche ich auch nicht viel weitere Erklärung in diesem Artikel. Wenn bspw. eine Frau Weidel erklären würde, dass Deutschland überflutet würde mit Eskimos und Indianern, dann wüsste ich, dass sie das ohne eine Spur Respekt, sondern nur mit verachtendem Hass sagt.
Aber liegt das nicht vielleicht auch daran, dass der Kontext mit den tatsächlichen Begriffen nix zu tun hat, sondern mit der Denkweise desjenigen? Sprich: rassistisch werden die Begriffe erst durch denjenigen, der sie rassistisch verstanden haben möchte.
Ich glaube nicht, dass es so einfach ist. Es können auch durchaus problematische Kontexte ohne rassistische Intention entstehen, die dennoch rassistische Denkweisen fördern und sei es unbewusst. Das “Märchen” der Herkunft des Wortes Eskimo ist vermutlich auch nicht so verbreitet, weil jeder der es so versteht einfach rassistische Gedanken hegt. Es dürfte wohl eher durch die Interessen von bestimmten Menschen so verbreitet worden sein und sich dann aus Unwissenheit so etabliert haben.
Die Native American Association hat auf ihrer Homepage ja auch einige Missverständnisse aufgeführt und versucht für den Gebrauch des Wortes bzw. der Kultur zu sensibilisieren. Und auch im Artikel sagt Kwasny, dass sie den Text von Lindenberg heute nicht mehr für passend halten würden. Deshalb würde ich Lindenberg nicht Rassismus unterstellen. Dennoch wünschen sich Betroffene offensichtlich einen zeitgemäßeren Umgang mit dem Begriff. Warum also nicht ein paar Beispiele bringen um interessierten Lesern mehr Einblick zu verschaffen?
Rassismus schlägt sich nicht nur in bewusstem Handeln fremdenfeindlicher Menschen nieder. Er kann sich auch unterbewusst in der Gesellschaft verbreiten und sich durch Unwissen oder Vorurteile zeigen. Und es kann bei Betroffenen auch wirken, ohne dass diese böse Absicht unterstellen. Um solche Muster durchbrechen zu können braucht es eben Bewusstsein. Das kann aber nicht damit geschaffen werden, indem einfach “Abendländer” gegen “Abendländer” ausgespielt werden. Dafür muss man die Dinge schon hinterfragen. Das kommt mir im Kommentar einfach zu kurz.
Das verstehe ich nicht? Das ist doch mit das entscheidendste bei solchen Themen?
Ich bekomme bei dem Kommentar leider das Gefühl, die Fragen an Kwasny dienen dem Autor nur dazu, die Nutzung des Wortes zu verteidigen. Die Zwischenüberschrift zitiert er z.B. die Aussage zum vermeintlichen Verbot. Dass sie aus heutiger Sicht die Nutzung des Worts im Lied fragwürdig findet bleibt hingegen eine Randnotiz.
Wenn ich einen Kommentar über mögliche rassistische Komponenten im Wort “Indianer” schreiben würde, würde ich die Betroffenen fragen, wann sie die Nutzung als rassistisch empfinden würden. Ich bin überzeugt, die befragte Kwasny hätte weit differenzierte Antworten geben können. So wirkt es auf mich, als vereinfache die Fokussierung auf ein “Verbot” das ganze Thema auf eine Ja/Nein-Frage.
Wie gesagt, ich finde es gut, dass Betroffene befragt wurden. In welchem Kontext “Indianer” für diese angemessen ist, weiß jetzt trotzdem nicht. Ich weiß lediglich, dass es aus deren Sicht nicht “verboten” werden soll. Deshalb nur bedingt hilfreich für mich.
Aber ist das nicht gerade bezeichnend für diese Wort-Debatten, dass selbst die tatsächlich Betroffenen keine Schwarz-Weiß-Antworten geben?
Du schreibst am Anfang ganz treffend:
Die Kernaussage für mich aus dem Artikel ist, dass es statt Ja/Nein letztlich wieder mal auf den Kontext ankommt. Einerseits hat man rassistisch denkende Menschen, die Worte wie “Indianer” aber bspw. auch “Türke” oder “schwul” als Ausdruck ihrer Menschenverachtung nutzen. Andererseits hat man sehr toleranzsensibilisierte Menschen, die zur Vermeidung etwaiger Diskriminierung regelmäßig Worte wie “Indianer” oder “Eskimo” endgültig aus ihrem Wortschatz verbannen. Ich verstehe den Artikel so, dass der Begriff - je nach Kontext und Intention des Sprechers natürlich - trotz dieser beiden Extrempole in der Sprache gebraucht werden kann, ohne zwingend rassistisch zu sein, wie ich es beispielsweise bei “N***a” oder beim für mich ausschließlich homophoben “Schwuchtel” sehen würde.
Und für mich bleibt die Folge dieser Aussage viel zu sehr auf der Strecke.
Der Artikel stellt zwar Wortreich fest, dass Indianer und Eskimo an sich nicht rassistisch sind, der Kontext in dem es so sein könnte wird allerdings nur kurz angeschnitten. Kwasny sagt, dass sie das vom Humboldt-Forum thematisierte “Oberindianer” heute so nicht mehr verwenden würde, aber es wird überhaupt nicht auf ihre Gründe eingegangen. Und für das “Märchen vom despektierlichen Eskimo” gibt es zwar eine linguistische Erklärung, aber keine Einordnung ob dieses semantische Missverständnis wirklich der ausschlaggebende Ursprung rassistischer Ressentiments gegenüber den Betroffenen ist.
Deshalb finde ich den letzten Satz des Kommentars auch ziemlich ironisch. Denn während der Autor anderen vorwirft, ihre Handlungen würden Betroffenen nicht helfen sondern dienen eher der Selbstdarstellung, hilft mir sein Beitrag ebenso wenig, diese besser zu verstehen, sondern wirkt durch diesen Abschluss wie eine persönliche Abrechnung mit den “antikolonialistischen Abendländern”.
Aber liegt das nicht vielleicht auch daran, dass der Kontext mit den tatsächlichen Begriffen nix zu tun hat, sondern mit der Denkweise desjenigen? Sprich: rassistisch werden die Begriffe erst durch denjenigen, der sie rassistisch verstanden haben möchte.
Wie ich mit dem “Türke”-Beispiel probiert habe zu illustrieren, würde so jemand das auch in einer Art nutzen, dass sich ein türkischstämmiger Mensch zu Recht beleidigt/herabgewürdigt fühlen würde. Für einen normalen Menschen ist das jedoch ein ganz normales Wort und wird entsprechend genutzt - und derjenige würde sich dadurch überhaupt nicht beleidigt fühlen.
Und für das Verhalten von Rassisten brauche ich auch nicht viel weitere Erklärung in diesem Artikel. Wenn bspw. eine Frau Weidel erklären würde, dass Deutschland überflutet würde mit Eskimos und Indianern, dann wüsste ich, dass sie das ohne eine Spur Respekt, sondern nur mit verachtendem Hass sagt.
Ich glaube nicht, dass es so einfach ist. Es können auch durchaus problematische Kontexte ohne rassistische Intention entstehen, die dennoch rassistische Denkweisen fördern und sei es unbewusst. Das “Märchen” der Herkunft des Wortes Eskimo ist vermutlich auch nicht so verbreitet, weil jeder der es so versteht einfach rassistische Gedanken hegt. Es dürfte wohl eher durch die Interessen von bestimmten Menschen so verbreitet worden sein und sich dann aus Unwissenheit so etabliert haben.
Die Native American Association hat auf ihrer Homepage ja auch einige Missverständnisse aufgeführt und versucht für den Gebrauch des Wortes bzw. der Kultur zu sensibilisieren. Und auch im Artikel sagt Kwasny, dass sie den Text von Lindenberg heute nicht mehr für passend halten würden. Deshalb würde ich Lindenberg nicht Rassismus unterstellen. Dennoch wünschen sich Betroffene offensichtlich einen zeitgemäßeren Umgang mit dem Begriff. Warum also nicht ein paar Beispiele bringen um interessierten Lesern mehr Einblick zu verschaffen?
Rassismus schlägt sich nicht nur in bewusstem Handeln fremdenfeindlicher Menschen nieder. Er kann sich auch unterbewusst in der Gesellschaft verbreiten und sich durch Unwissen oder Vorurteile zeigen. Und es kann bei Betroffenen auch wirken, ohne dass diese böse Absicht unterstellen. Um solche Muster durchbrechen zu können braucht es eben Bewusstsein. Das kann aber nicht damit geschaffen werden, indem einfach “Abendländer” gegen “Abendländer” ausgespielt werden. Dafür muss man die Dinge schon hinterfragen. Das kommt mir im Kommentar einfach zu kurz.